Transsib, Tag 1

Na gut, wir sind also in der transsibirischen Eisenbahn. Der große Traum, das große Abenteuer, die Sache, bei der die Meisten mit einem gutgesinnten 'du Arsch' reagiert haben, oder einem 'wow'. In jedem Fall in einem mystischen Zug der Legenden, geheimnisumwittert und legendenumrankt, wobei aber niemand so genau weiß, warum denn eigentlich. Egal, cool jedenfalls. Und dann noch die dritte Klasse, das ist ja allerhand. In einem 56er abteil, wie dass wohl gehe. Mutig, mutig.

Was nun genau daran cool sein soll, 11 Tage (bei gesamter Strecke) in einem Zug zu sein, muss noch herausgefunden werden. Kommt wohl auch darauf an, was man sich so vorstellt unter 'Russen', 'Zug' und die Kombination der beiden. Rohe Gesellen (Russen sind immer männlich) in groben Zügen. Die Hälfte davon ehemalige Speznas, die andere Gewaltverbrecher auf dem Weg ins oder aus dem Gulag. Gegröle und Mittrinkzwang unter Androhung von Waffengewalt. Die härtesten, jene, die keine Angst zeigen, wuerden dann ihre Männlichkeit beim wodkatrinken unter Beweis stellen dürfen, und sich so als wuerdig Erweisen, die Fahrt zu überleben. Oder so.

Bislang, und das sind immerhin 2 Stunden, läuft alles freilich ganz ans ab. Es ist hier bemüht ruhig, die Leute sind großteils 45+ Jahre aus vermutlich einfachen Verhältnissen. Ein paar Russen in unserem Alter sind auch hier, und eine Russin, bei der sich die kurze Zugbekleidung (hier läuft ja jeder und jede in kurzen Hosen rum) durchaus als sehenswert erweist. Unsere Kojennachbarin hat es bislang vermieden uns anzusehen, zumindest, bis sie die ganzen bunten Würfel des WürfelUNO Spiels entdeckt hat, das bricht dann das Eis. Mal sehen, ob wir ihr das Spiel beibringen können.

Der Zug selbst ist ziemlich luxuriös, für dritte Klasse jedenfalls. Nicht wenig Platz in bad und wc, Betten eng aber nicht unbequem. Und ab jetzt dann vier Tage im Zug. Na gut, wie das gehen soll, ist mir noch nicht ganz klar, aber wir werden sehen.

Kommentare