In die Wüste

Nach gut acht Stunden an der Grenze sind wir dann endlich in Mauretanien. Unser Minenfeld - Guide verabschiedet sich und wir fragen noch rasch, wo denn die nächste Tankstelle sei, bei der man Benzin bekommt. 


Guide: Diesel? 
Wir: Nein, Benzin.
Guide: Essence? 
Wir: Ja, Essence. 
Guide: No Diesel? 
Wir: Nein, Essence. 
Guide: No Diesel? 
Wir: Nein. We need Essence.
Guide: Oh.

Heitere Benzindiskussionen
Stirnrunzelndes Schweigen des Guides, dann stellt sich heraus dass es das hier nur in Noadibou gibt (das in der anderen Richtung liegt, 1.5h Umweg), und natürlich in Nouakchott. Bei Kalle hat aber eben das Reservelicht aufgeleuchtet (wir sind ja nicht mehr zum Tanken gekommen bei der Grenze, was für ein wenig Missstimmung im Team sorgt) und wir haben demzufolge gerade mal 40 Liter in unseren beiden Kanistern - rund 400km also bei dem doch eher durstigen Gesellen, mit dem wir unterwegs sind. Bis Nouakchott sind es 390 über die Strasse. Nach einigem herumrechnen kommen wir zum Schluss, dass es genügen musste - der Peugeot von Mark und Chris braucht nur wenig Sprit und sie haben zwei volle Kanister, und können uns einen abgeben. Na gut, sagen wir. Dann riskieren wir es eben, und fahren nach Süden.
Die Kilometer ziehen sich auf der Strasse dahin. Es ist ein versandetes Steppengebiet mit einer menge Sträuchern und anderem widerstandsfähigen Gewächs, aber keinerlei Landwirtschaft oder ähnlichem. Ganz offensichtlich sind die Menschen hier unglaublich arm. Und mit unglaublich meine ich ein Level, dass West-Timor oder Madagaskar im Vergleich als echt ok erscheinen lässt.
Hütten, Autowracks, Hütten und ab und an eine Moschee. Wenig Abwechslung hier.
Begleiteten uns durch unseren Weg in der Westsahara noch die unvermeidlichen Strommasten Kilometer auf Kilometer, gibt es hier nichts dergleichen. Kleine armselige Hütten, nach denen sich windschief definieren liesse und die mal aus blech, mal aus Lehm, mal aus irgendwas betonartigem und mal aus etwas, das wie Pappe aussieht, gebaut sind. Keine hat einen Stromanschluss. Auch sonst gibt es hier nichts, von dem man leben könnte. Es ist mir ein Rätsel. Der unterschied zu Marokko ist wie Tag und Nacht. Klar, auch in Marokko ist alles recht heruntergekommen und wirkt lieblos, die Toiletten sind manchmal ekelhaft und es liegt Müll herum, aber hier gibt es einfach nichts, außer Slums und diesen unglaublichen mengen an Plastikmüll. Auch die Checkpoints der Polizei, wir verteilen mal wieder eine Menge Fiches, sind deutlich weniger Laisser-faire: wir bleiben 100m vor dem Typen stehen, und dann fahren die Autos einzeln bis zu ihm vor, geben ich die Zettel, reden ein wenig, und fahren weiter. Nichts von der generellen Freundlichkeit in Marokko. Einfach trist hier alles.

Dieses Bild gibt die Stimmung bei Polizeikontrollen ziemlich gut wieder.


Nach rund 150km biegen wir rechts ab. Hier ist genauso nichts wie überall anders, aber scheinbar ist das hier besser, was weiss ich. Und damit Beginn unsere Fahrt off-road, in vier denkbar ungeeigneten Fahrzeugen und einem 4x4 Toyota, bei dem wir nicht sicher sind wie sich der Allrad einschalten lässt. Was kann dabei schon schief gehen :-).

Volvo in der Wüste.

Und es macht einfach unglaublichen Spass. Rund eine Stunde fahren wir bevor wir zum campen halt machen, uber wie gebügelt erscheinenden schotterpisten, und toben uns mit unseren Kisten aus. Überholen uns gegenseitig mal, fahren dann in einer Reihe parallel einfach nur weil es geil ist, machen Videos und geniessen das, wofür wir letztlich die tausenden Kilometer auf uns genommen haben: in einer schrottreifen Kiste durch die Wüste zu pflügen und Videos davon zu machen. Und darin sind wir wirklich gut.

Da es, der Grenzübergang hat wirklich gedauert und es ist erstaunlicherweise ja noch immer derselbe Tag, an dem wir frühmorgens zur Mauretanischen Grenze aufgebrochen sind, stoppen wir im nirgendwo, parken die Autos im Kreis, bauen die Zelte und warten auf Indianer um unsere Wagenburg zu testen.

Als keine kommen, machen wir Lagerfeuer und Abendessen, wie immer begleitet von Musik von Schlaminger und Livemusik von Moony, guter Stimmung und dem Gefühl von Geborgenheit in einer guten Gruppe von Leuten inmitten dieses unglaublichen Nichts ringsum.

Schliesslich gehen recht früh schlafen, am nächsten tag sollen wir um 8 in den autos sein und losfahren. Ein langer Tag durch die Wüste erwartet uns.

Das wird grossartig.

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