Ein Unfall, viel Glück und auf nach Süden. Das Abenteuer beginnt.

Wir hatten heute einen Unfall.
Nun, nicht wir im Sinne von Lena oder Richie oder Kalle, aber einer unserer Crew. Wir hatten uns um 8 Uhr früh im Süden von Marrakesch getroffen, um zum ersten Mal im Convoy zu fahren, über einen niedrigeren Teil der Atlas - Berge nach Süden.
Bereit zum Aufbruch. Sofort nach dieser Zigarette
Guter Laune fahren wir in vier Wagen noch kurz tanken, teilen die WalkieTalkies auf und sind unterwegs, als wir keine 50m von der Tankstelle die Fasty Rascals in unserem Rückspiegel umdrehen sehen. Ein klammes Gefühl in der Magengegend warten wir auf eine Lücker und fahren zurück. Ein Moped liegt in der Strassenmitte.
'Liegt da jemand auf der Strasse?' - 'Oh mein Gott, die da wurde wer überfahren' - 'Okay, die Jungs stehen noch bei der Tankstellenausfahrt' - 'Gott sei dank, sie hatten nix damit zu tun.' - 'Fuck, sie waren wohl beteiligt, die Stossstange hängt halb runter'.
So etwas will man ohnehin nicht sehen, aber schon gar nicht, wenn man daran beteiligt ist.
Und so war es auch. Rund um das gestürzte Moped, sind Fische verteilt und ein älterer Mann liegt daneben, aus irgendwelchen Gründen mit Sturmmütze unter dem Helm, die er nie abnehmen wird ausser ganz kurz für die Untersuchung beim Rettungswagen einige Zeit später. Ein gutes Dutzend Marokkaner haben sich mittlerweile um die Unfallstelle versammelt, ein weiteres steht am Straßenrand und diskutiert. 
Nick und John stehen verständlicherweise da wie vom Donner gerührt - sie hatten den Mann einfach beim hinausfahren übersehen und umgeschoben.

Beide sind extrem nervös, und das völlig zurecht. Hatten sie doch schlicht verpasst, eine Versicherung für Marokko zu lösen, eine grosse, grosse Dummheit, aber es ist eben so.
Letztlich haben sie aber Glück im Unglück: der Fahrer ist kaum verletzt und mit ein paar Prellungen davongekommen. Natürlich findet die Polizei irgendwas heraus das es keine Versicherung gibt, und es ist nochmals eine Zeitlang unklar, wie wohl damit verfahren wird.
Ein Marokkaner, der recht gut Englisch spricht (er heisst Abdul, so wie alle hier), hat uns die ganze Zeit geholfen und zwischen den Gruppen übersetzt und - vor allem uns, die Marokkaner waren immer recht entspannt - hinreichend beschwichtigt, dass alles so gut gelaufen ist wie es letztlich ist.

Man einigt sich nach zwei Stunden mit dem Mann und der Polizei auf rund 150 Euro um den Schaden zu begleichen, wir sammeln die letzten verstreuten Fische ein (vermutlich werden die später noch am Markt verkauft :) und die beiden Jungs müssen mit in die Stadt fahren um sofort eine Versicherung zu lösen.

Erleichtert fahren wir zu dritt die geplante Tour mit knapp zwei Stunden Verspätung los, Nick und John werden über die Autobahn nachkommen, sobald sie die Versicherung geregelt haben. Alles ist gut, Du meine Güte. Das hätte, insbesondere wegen der fehlenden Versicherung, auch gut mit Gefängnis und finanziellem Ruin enden können, und die Tour vorbei für sie und - aus Schock und überhaupt - vielleicht auch für uns.

Aber, es ist ja kaum etwas passiert und wir machen uns zu dritt auf den Weg. Und dieser ist atemberaubend schön. Durch eine vielfältige, abwechslungsreiche grüne Landschaft schlängelt sich die Bergstraße zwischen Seen und Tälern. In der Ferne kommen die hohen Berge näher, die wir aber an diesem Tag nicht erreichen werden - nicht mal auf dieser Reise, streng genommen.

Fast wichtiger ist aber, dass es nun das erste Mal wie eine gemeinsame Sache wirkt. Im Convoy unterwegs wirkt alles nun realistischer, als würde es wirklich passieren, wir sind zum ersten Mal wirklich unterwegs - und nicht nur von Hotel zu Hotel darauf wartend, dass die Reise wirklich beginnt. Die beiden schwächeren Autos fahren vorne, Lena und ich hinten da wir ohnehin mithalten können und wir uns so nicht verlieren. Walkie-Talkies sind im ersten und letzten Wagen, der Mittlere kann durch Handzeichen sagen dass sie stehenbleiben wollen, aufs Klo oder Tanken müssen oder sonstige Probleme haben. Es funktioniert gar nicht mal so schlecht.

 

 Wie immer in diesem Land ist einfach alles auf der Strasse, was mindestens zwei Räder oder Beine hat.


Da wir ja ein paar Stunden später aufgebrochen sind (und irgendwo neben der Strasse ausgiebig Mit Sandwiches, Avocados, Ravioli, Tomaten und allerlei anderem picknicken, was das Gruppenerlebnis klar steigert hat) wird es natürlich wieder mal dunkel, aber da die Bergregionen wenig befahren und nicht so dicht besiedelt sind, ist es nicht allzu anstrengend - rund eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit kommen wir in Tafraoute an.
Erstes Picknick 

The Fasty Pascals Moony und Dave ("Betsy", 1985 Volvo 340)

The Rearenders Chris und Mark (1991 Peugeot 205)
und ein Reiter im wunderbaren Licht des Sonnenuntergangs

Nick und John sind rund eine halbe Stunde später ebenfalls da, sie sind tatsächlich mit dem Schrecken und moderatem finanziellen Schaden davongekommen. 
Morgen geht es dann weiter, einen sehr langen Fahrtag ins Beduinencamp, und damit in die Westsahara. Alle haben das Gefühl, das es jetzt so richtig losgeht.
Sand! Yeah!

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