"... Und so freundliche Menschen"

"Was, Ubud hat euch gefallen? Wir sind gleich am nächsten Tag weiterfahren. Die Leute waren viel zu lästig, man kann keine zehn Meter gehen ohne nach einem Taxi gefragt zu werden", meint Natalie entsetzt. sie ist eine von drei jungen Kanadierinnen, die wir auf der 4TagesBootsfahrt von Lombok nach Flores kennenlernen.

Uns hingegen hat es dort gut gefallen, und wir mochten die Leute. Das habe ich ja auch so in diesen Blog geschrieben, vermutlich wie immer etwas pathetisch und mit nur kurzem Seitenblick auf die unangenehmeren Seiten des Ortes.

Es ist also vielleicht an der Zeit zu erklären, wie 'freundliche Menschen' auf diesen digitalen Seiten zu verstehen ist, und warum diese Einschätzung - ohnehin höchst subjektiv - hier vielleicht öfter zu finden ist, als es das zum Beispiel bei Natalie der Fall wäre.

Reisende nehmen Länder und Leute sehr unterschiedlich wahr. Das liegt zwar zum Teil an den unterschiedlichen Erfahrungen die sie machen[1], aber ich glaube, hauptsächlich liegt es an der Einstellung.

Das Thema hatten wir ja schon mal, als wir mit mindestens zwei dutzend Booten durch die Kalkberge Guanxis fuhren. Natürlich gibt es dort alle unvermeidlichen Nebenwirkungen des Massentourismus: unzählige Stände mit Ramsch, Bettler und -innen jeglicher Couleur, und alle paar Meter jemanden, der einen wegen irgendetwas anspricht, sei es eine Tour, Schmuck oder kalte Getränke.

Es gibt nicht viele Möglichkeiten, damit umzugehen. Irgendwo im Dreieck zwischen freundlicher Ablehnung auf der einen, grimmigem Anschnauzen auf der anderen und völligem Ignorieren auf der dritten Seite muss man wohl oder übel seinen Weg finden. Eine Lösung gibt es nicht.

Wie John Marsten so schön sagt: "I only know there are only two ways to argue with a woman, and neither of them works."

Raphaela und ich haben für uns als beste Variante gefunden, die Leute (sehr) breit anzulächeln und unmissverständlich 'No' zu sagen. Funktioniert für uns am besten.

Und so haben wir die Chinesen generell als sehr freundlich empfunden - jene, die uns nichts verkaufen wollten, und jene, die uns unerwartet geholfen haben, und jene die uns mit breitem Grinsen zurück grüßten. Und jene, die sich nach einer solchen Ablehnung auch freundlich zurückzogen, was mit Abstand die meisten waren.

So haben wir die Leute auf Bali als freundlich, lebensfroh und nur wenig lästig empfunden, auch wenn wir alle paar Meter gefragt werden, ob wir denn ein Taxi brauchen. Sie bleiben immer gut gelaunt, was dem ganzen Ort eine sehr unbeschwerte Atmosphäre verleiht.

Und so liegt es, wie in allen Dingen, immer an einen selbst wie sehr man einen Ort genießen kann. Und nach solchen Gesprächen wie mit Natalie bin ich ziemlich stolz darauf, wie gut wir das hinkriegen.


Nicht immer alles eitel Wonne: die Taxifahrer können beinahe so lästig wie diese Affen sein. Und wenn schon.

[1] wir trafen beispielsweise ein Pärchen, für das die transsibirische Eisenbahn tatsächlich der Wodka Train mit tagelanger Party war, den wir erwartet hatten. Die Russen hatten damit aber nicht viel tun: die Party fand mit Engländern und Niederländern in der zweiten Klasse statt.

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