Radln, Reis und reif für die Inseln

Wie schon beim letzten Eintrag erwähnt, kann man sich in Shengjian auch bemerkenswert heruntergekommene Räder ausborgen und damit Dörfer und Bergdörfer erkunden.


ein Blick auf eine Wind und Regenbrücke

Zweiteres haben wir mangels geeigneter (d.h. funktionierender) Bremsen gleich wieder bleiben lassen, und sind ein paar Stunden von Ort zu Ort gefahren und eine Statistik darüber aufgestellt, wieviele der Menschen auf ein freundiches "Ni Hao" zurückgrüssen.


Antwort: gefühlt 105%, aber der Statistiklehrer in mir sagt: vielleicht sind es auch nur 98%. Die Leute schauen meist zuerst ein wenig kritisch oder neugierig, und können den freundlichen Gruß danach meist zuerst nicht wirklich fassen, erwidern ihn dann im Allgemeinen mit freundlichem Lächeln.


Genauso wie in allen von uns besuchten Teilen Chinas ist man außerhalb der touristengeeichten Orte irgendwo zwischen Kuriosität und Sensation, vor allem für die Kinder. Manche winken breit grinsend von sich aus, manche beobachten verstohlen und winken dann zurück, mutige ringen sich ein paar Brocken Englisch aus dem Gedächtnis ab und rufen uns es dann begeistert zu. Die Mutigsten laufen uns nach und wollen lauthals lachend auf dem Gepäcksträger ein wenig mitfahren (und tun es auch).


Probe des lokalen Orchesters. Wir kennen kein einziges Instrument.
All diese Ereignisse machen einen längeren Aufenthalt in China seltsam überflüssig. Wir hatten schon knapp eine Woche davor beschlossen, den fernen Südwesten mit den beginnenden Bergen des Himalaya zu streichen (aus verschiedenen Gründen: aufgrund der bekanntermaßen in Unmengen auftretenden Touristen in Dali, vor allem aber weil es seltsam falsch erschien, aus dem ostchinesischen Backofen in die Berge zu reisen, nur um danach sofort wieder in das äquatoriale Klima Indonesiens zurückzukehren.

Der Ersatzplan, ins einsame Guìzhōu zu reisen, wirkt nach den letzten Tagen nun auch ein wenig farblos. Irgendwie haben wir so viel gesehen - bombastisch große Städte, idyllisch kleine Dörfer, in der Sonne glitzernde Reisfelder, große Flüsse, mehr Baukräne als wir zählen können und so viel dazwischen, das es sich komplett anfühlt.


improvisierter Straßenmarkt. Aber kein Feilschen, hier wird abgewogen.
Natürlich weiß man, dass es das nicht sein kann, nicht nach so kurzer Zeit in einem so unvorstellbar großen Land. Nichtsdestotrotz: wenn man beim Blättern durch die Bilder des Reiseführers nichts mehr sieht, das ein wow-da-müssen-wir-hin-Gefühl auslöst, ist es an der Zeit, weiterzuziehen.


Die dadurch gewonnenen knapp zwei Wochen sorgen dann auch dafür, dass wir unsere komplette weitere Route umplanen. Zuerst hatten wir schon Hongkong durch Shanghai ersetzt, nun gehts ans Eingemachte: Nachdem wir Thailand (zu einfach) gestrichen und einige andere Länder aufgrund unlustiger Reisewarnungen aussortiert hatten (Vietnam: Landminen, Kambodscha: vereinzelte Überfälle, Papua-Neuguinea: Rebellengruppen, Raub und vereinzelte Morde bei Bankomaten, Sri Lanka: auch Rebellengruppen IIRC, Timor Leste: von nicht unbedingt notwendigen Reisen wird dringend abgeraten), wird es nun eben Indonesien.


Klar ist das auch ein sehr einfach zu bereisendes Land, bietet aber mit seinen unzähligen Inseln und der unterschiedlichsten Tierwelt westlich und östlich der Wallace-Linie viele Möglichkeiten. Erste Planung: Bali, Gili Islands, Lombok, Komodo, Flores, und dann eine große Tour durch Sulawesi. Und zum Schluss, falls sich das noch ausgeht, Borneo. Aus Zeitgründen fällt dabei Westtimor leider unter den Rost, aber wir wollen uns nicht zu sehr hetzen.


Also Buchen wir den Flug und nehmen von einem China Abschied, das so ganz anders war als wir es uns vorgestellt hatten. Sehr einfach zu bereisen, unglaublich hilfsbereite Menschen, die schon mal einen Umweg mit Bus fahren um uns umsteigen zu lassen, und deutlich weniger Preisefeilscherei als erwartet (oder auch erwünscht). Auf der anderen Seite sehr, sehr viel Tourismus, aber der eben fast nur von Chinesen. Diesbezüglich ist sich China tatsächlich selbst genug, und Ausländer sind nur die Schokostreusel auf dem großen Kuchen des Fremdenverkehrs.


und weil es keinen eigenen Eintrag dafür gibt:
Noch ein Blick auf die Reisterassen in Pingjian

Die Liste der noch übrigen Sehenswürdigkeiten taugt auf jeden Fall noch für einen weiteren Besuch (von Terrakotta Kriegern über Tibet bis zu einem Aufenthalt in einem Kung Fu Kloster), und vielleicht holen wir den Rest ja ein andermal nach. Alsdann: zai jian, Land der Mitte.

Position:Guilin, China

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