Willkommen zurück, Touristen aus aller Welt

Oh, wie anders sich Bali nach all der Zeit in Russland, der Mongolei und in China anfühlt.
Zuerst einmal gibt es hier die guten, alten, gewohnten, wunderbaren römischen Schriftzeichen. Nach knapp zwei Monaten kyrillischer und chinesischer Schrift eine schwer zu vermittelnde, aber umso intensivere Erleichterung: man kann hier nach Monaten am Rande des Analphabetismus wieder lesen. Einfach so. Ohne Anstrengung, ohne irritierende Eselsbrücken, ohne Sätze wie _okay, das p ist eigentlich ein r und das Ding, das aussieht wie ein schlecht gezeichnetes Raumschiff Enterprise (ю) ist..._ oder _unser Hotel ist in einer Strasse, deren Name aussieht wie ein vertrockneter Tannenbaum neben einem Dreizack, und drei Strichen darüber_.

Dadurch, und natürlich durch die unzähligen Touristen (diesmal ganz herkömmliche und keine Chinesen) fühlt man sich hier sehr geborgen. Diese Welt kennt man, diese Welt ist man gewohnt, hier kommt man einfach zurecht. Hier muss man nicht darauf hoffen, dass der Busfahrer Bescheid gibt, sobald man da ist - man kann den Stationsnamen einfach ablesen. Auch Straßenschilder machen wieder Sinn.

Ansonsten beginnt der Aufenthalt auf Bali wie alle Ankünfte in solchen Ländern: man geht aus dem Flughafen, zwängt sich an aufdringlichen Taxifahrern vorbei und hört Fahrpreisangebote mit Spannen von mehreren hundert Prozent. Irgendwann nimmt man sich dann eines der besseren Angebote mit dem unvermeidlichen Gefühl, trotzdem abgezockt worden zu sein, und lässt sich ins Hostel führen.

In unserm Fall liegt das unscheinbare und wenig ansprechende Hostel in einer kleinen Seitenstraße in einem Ort namens Sanur, am südöstlichen Rand der Insel Bali. Zu dem gibt es an sich nicht viel zu sagen: es ist ein Touristenort, hat eine kilometerlange Strandpromenade und unzählige Hotels, Imbissstände und Restaurants.

Wir haben in Sanur kein einziges Foto gemacht. Auch irgendwie bezeichnend für den Ort.

Obwohl dieser Ort von mir als notwendig zum _ein paar Tage ausspannen_ in die Route reklamiert wurde, hält es uns hierarchisch allzu lange: das Hostel ist reizlos, und die Stadt selbst irgendwie auch. Nicht schlecht, wohlgemerkt, aber irgendwie nicht der Ort um geruhsam die bisherigen Ereignisse revuepassieren zu lassen und daneben die weitere Reise zu planen.

Auch gut, dann eben anders: nach einem Tag machen wir uns auf die Suche nach einem Bus, der uns nach Ubud bringt, dem (touristenüberfluteten) kulturellen Zentrum diese Insel, die vor Klein- und Kleinsttempeln, allgegenwärtigen Opfergaben und mehr oder minder kunstvollen Steinmetz- und Schnitzarbeiten schier überquillt. Aber dazu dann mehr.

Position:Willkommen zurück, Touristen der Welt

Kommentare