Wüste Geschichten

Zuerst mal eine möglicherweise notwendige Richtigstellung: also, wir waren nicht komplett auf eigene Faust in der Gobi unterwegs. Die Tour funktioniert nur etwas anders als die meisten Tours.

Beginnen wir mal mit einer kurzen Einführung, wie das GerToGer Programm funktioniert.

Das ganze nennt sich Ecotravelling, und besteht darauf, 98% CO2 frei zu sein, wie auch immer das berechnet wird. Der Unterschied zu anderen Touren liegt darin, dass man hier, wo möglich, öffentliche Verkehrsmittel benutzt, Jeepstrecken vermeidet, und, das ist der wesentlichste Unterschied, keinen Guide hat. Die Basis der Tour sind also die Familien.

Das Programm ist so aufgebaut, dass nicht in einem Jeep von Familie zu Familie gezerrt wird, sondern für einen Tag bei dieser Familie lebt. In der Praxis wird man am Nachmittag des ersten Tages zur ersten Familie im ersten Ger gebracht wird, die einen dann bis zum nächsten Tag betreut - man bekommt zu essen, hilft ab und an bei den Alltagsarbeiten mit, stellt sich vor und plaudert miteinander, so gut (eigentlich: schlecht) das eben geht. Danach bringen sie ihre Gäste zur nächsten Familie, wo die Sache - etwas anders je Viehbestand und sonstiger Spezialisierung der Familie - mehr oder weniger von vorne losgeht.

Auf die Art haben wir eben mitbekommen, wie hier Holzfiguren geschnitzt, Ziegen gemolken, Schafe geschlachtet und Fleischstücke getrocknet werden. Haben viel mit Kindern gespielt und Dung fürs Feuer gesammelt, haben Volleyball gespielt und Wasser geschöpft, uns bei Shagai besiegen lassen und damit beeindruckt, dass ich ein wenig jonglieren und einhändige Liegestütz (an sich keine große Sache) machen kann, Raph sowohl beim Kühe melken, Teig auswalken als auch bei den sorgfältig einstudierten Phrasen wie "Thinii hol amstah bae" (Merkhilfen siehe Skizzen, meint Dein Essen ist sehr schmackhaft.) sowie ihre legendären Eisbrecherfaehigkeiten mit Kindern jedweden Alters.



Am Abend stellt man sein Zelt neben den Gers der Familie auf und geht recht früh schlafen, um den Gastgebern auch etwas Familienleben zu lassen - schließlich gibt es hier nur ein Zimmer für alle, und das ist das Ger.

Ich denke, man kann in der uns zur Verfügung stehenden Zeit nicht viel näher dran sein, näher erfahren, wie und wo die Menschen hier leben.

Position:Chinggis Khan Ave,Ulaanbaatar,Mongolei

Kommentare